WP-Kurs “Darstellen & Gestalten” besucht Premiere von “Rausch”

Der WP-Kurs “Darstellen und Gestalten” des 10 Jahrgangs der Dieter-Forte-Gesamtschule hatte die Ehre, als Premierenklasse sowohl bei zwei Proben als auch bei der Premiere des Stückes „Rausch“ dabei zu sein.

Der belgische Theatermacher Gregory Caers und sein Ensemble zeigten ein Stück zum Thema „Rausch – ein Glückstrip“. Dieses Thema war für uns Schülerinnen und Schüler interessant, da wir uns im Unterricht auf unterschiedliche Weise mit dem Thema beschäftigt hatten. Wir gestalteten Gläser zum Thema Rausch oder dem Gegensatz Alltag, bei denen wir unserer Kreativität freien Lauf lassen durften. Die Gläser waren jedes für sich ein wahres Kunstwerk und wurden vom Tag der Premiere an im Jungen Schauspielhaus im Foyer auf den Tischen und auf einem Podest ausgestellt.

Zweimal durften wir eine Probe des Stückes Rausch von Gregory Caers besuchen. Dabei wurden uns Szenen gezeigt und der Regisseur gab den Schauspielerinnen und Schauspielern sowie weiteren Mitarbeitenden Anweisungen. Das Theaterstück war uns Schülerinnen und Schülern am Anfang fremd, da die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht sprachen, ihre Darstellung sowie die Musik waren jedoch auch so sehr eindrucksvoll.

Nach jeder Theaterprobe haben wir mit den Leuten vom Theater gesprochen und uns wurden Fragen zum Stück gestellt. Das Ende haben wir bei den Proben noch nicht gesehen, sodass wir ganz gespannt auf die Premiere sein konnten.

Am 19.09.2020 um 19.00 Uhr durften wir dann zur Premiere erscheinen. Einen Teil des Stückes kannten wir schon, waren also umso gespannter, wie es zu Ende geht.

Die Aufführung dauerte ungefähr 75 Minuten. Es wurde kein Wort gesprochen, jedoch war jede Szene lesbar. Auf der Bühne dienten Plexiglasscheiben als Begrenzungen der Zimmer. Fünf Personen hatten Ziele und Wünsche und waren  im gläsernen Labyrinth ihres Alltags gefangen.

Ein Ehepaar schleppt jeden Tag seine Koffer, vielleicht gefüllt mit  Träumen und Sehnsüchten, zur Arbeit.  Ein Mann im Rollstuhl hält sich einsam an seinem Fischglas fest. Vielleicht ein letzter Schatz in seinem Leben, der nicht zerbrechen soll? Eine Frau flüchtet in die Szenerie ihres Buches und versucht stets die Eintönigkeit ihres Lebens wegzufegen. Ein unzufriedener Metzger, der keinen Ausweg aus seiner Arbeit sieht.

 

Alle Personen vereint die Einsamkeit sowie ihr täglicher Treffpunkt, die Bushaltestelle. Die Tage sind geprägt von Routine: aufstehen, anziehen, zur Arbeit fahren, zurückfahren, schlafen. Aus dem Nichts taucht dort dann eine Frau in einem roten Umhang auf. Die Frau, mit roter Farbe an Hals und Händen, kontrolliert die anderen und versetzt sie in den titelgebenden “Rausch”. Dieser Rausch zwingt die Figuren, dem Alltag zu entfliehen und liefert sie ihren geheimen Träumen und Wünschen aus.

Ein Mann im Rollstuhl kann über Nacht laufen und wird Schiffskapitän, sein Kollege wirft mit seinem Anzug seine ganze Alltagsroutine von sich. Dessen Frau löst sich von ihrem Alltag, indem sie aufs Dach klettert und das erste Mal durchatmen kann und sich frei fühlt. Die lesende Frau liest nicht mehr nur Geschichten über fremde Welten, sondern erlebt sie, tauscht ihren Besen gegen ein Schwert und wird selbst zur Heldin. Der Schlachter, der keine Tiere töten will, tanzt einen Befreiungstanz.

Am Ende feiern alle Figuren, angeleitet vom personifizierten Rausch, eine exzessive Party bei lauter Musik und vor eindrucksvoll leuchtender Kulisse. Überwältigt von Lautstärke, Licht und Ekstase fallen die Figuren in Ohnmacht. Der Rausch verabschiedet sich und für die Personen beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die Personen sehen und erleben die Welt mit anderen Augen und erweiterten Sinnen.

Wie die Figuren waren auch wir als Zuschauer überwältigt von einem Stück ohne ein einziges gesprochenes Wort. Die dargestellten Bilder lebten durch Musik, Licht und ausdrucksreichen Tanz. Gefühle wurden auch ohne Sprache deutlich. Gregory Cars gelang es mit dieser modernen und skurrilen Inszenierung das Publikum anzusprechen und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So besteht bei uns im Kurs die weiterführende Frage: Ist Kontrollverlust Chance oder Risiko? Die Balance ist nicht immer leicht, aber die Inszenierung zeigt uns, dass es lohnt, daran zu arbeiten.

 

Lucy Gottschalk, Melike Güvenc, Sabina Halilovic und Tarja Piel

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